Geschenkte Gefühle

Wenn man anfängt, sich ein bisschen mit der Sprache zu beschäftigen, damit, wie die Menschen in ihrem Alltag so reden und welche Ausdrücke sie verwenden, da kommt man an einem Satz nicht vorbei:
„Du gibst mir das Gefühl…“.

Ich kenne diesen Satz zu gut. Ich habe ihn so oft gehört und wahrscheinlich auch ebenso oft selbst benutzt. Und doch ist er für mich heute furchtbar anzuhören. Denn er ist für mich einfach nicht mehr wahr!!
Zum einen habe ich festgestellt, dass diesem Satzteil meist etwas Negatives folgt.
Du gibst mir das Gefühl, nichts wert zu sein.
Du gibst mir das Gefühl, dass du mich nicht magst.
Du gibst mir das Gefühl, dass du andere lieber magst als mich.
Du gibst mir das Gefühl, dass ich einen Fehler gemacht habe.
Selten kommen solche Endungen wie „geliebt zu sein“ „wertvoll zu sein“ „dass ich toll bin“. Zumindest in meiner Beobachtung.

Aber steht denn wirklich jemand vor einem und sagt „Hier ist ein Gefühl!“ Vielleicht noch mit Schleife drumrum? Und warum sagst du dann „Danke, nehm ich!!“. Geht das wirklich so?
Die Wahrheit ist die:

Niemand kann Gefühle in dich reintun.
Du kannst Gefühle in niemanden reintun.
Gefühle sind im Zweifel gar nicht echt.

Das kannst du gerne nochmal lesen. Niemand kann Gefühle in dich reintun. Du kannst Gefühle in niemanden reintun. Gefühle sind im Zweifel gar nicht echt.
Und wenn du diese Sätze liest und spürst, dass sie wahr sind, dann bist du in deiner 1000% Eigenverantwortung angekommen. Und wenn du jetzt denkst „Die spinnt, wie kann man so emotionslos sein?“ dann lies bitte weiter.

In der blanken Theorie der Körpermechanismen (wenn ich das jetzt mal so nennen darf), sind Gefühle die chemischen Auslöser auf Situationen, hervorgerufen durch unsere bewertenden Gedanken. Es gibt also immer einen Ablauf dabei. Es beginnt immer damit, dass etwas passiert. Eine Situation, ein Satz in einem Gespräch, eine Handlung von einer anderen Person. Dieses Passierte wird von unserem Unterbewusstsein wahrgenommen, in einem Bruchteil einer Sekunde mit bisher Erlebtem abgeglichen und darauf basierend in „gut“ oder „gefährlich“ bewertet (da war er wieder der Neandertaler in uns). Und auf diese Bewertung folgt ein Gefühl. Freude, Dankbarkeit, Traurigkeit, Wut. Es kann auch sein, dass das Passierte mit einer anderen alten Erfahrung bewertet wird und diese Bewertung dann einen alten Schmerz und andere Gedanken wieder beschwört, die zu neuen Gefühlen führen. Das ist auch denkbar.
Egal was dann am Ende für ein Gefühl rauskommt, das ist völlig ok! Das ist das, was du gelernt hast zu fühlen. Das sind die Reaktionen, die du im Laufe deines Lebens gelernt und abgespeichert hast. Das sind deine „Programme“. Aber wenn du das hier nun genau liest, dann wirst du feststellen, dass es DEINE Programme sind. Dein Gegenüber, der der dir das Gefühl umgangssprachlich gegeben hat, hat damit nichts zu tun! Das passiert alles ausschließlich IN DIR!

Jetzt gibt es die Argumentation „Aber der Andere weiß doch, dass ich darauf soundso reagiere, dann kann er das doch einfach lassen!“
Und auch hier bin ich ehrlich. Die Antwort lautet Ja und Nein. Könnte er, wenn er sich dessen wirklich bewusst ist und es ihm an der Stelle wichtig ist. Braucht er nicht, wenn es sich für ihn in dem Moment nicht richtig anfühlt. Und auch das hat im Zweifel nichts mit dir zu tun. Denn ganz bestimmt ist die Intention dahinter nicht, schlechte Gefühle hervorzurufen. Und wenn doch, dann darfst du überlegen, weitere Entscheidungen zu treffen.

Ich möchte nochmal ausdrücklich sagen, dass alle deine Gefühle völlig ok sind. Sie dürfen da sein! Denn sie hatten immer einen guten Grund für ihre Existenz und waren dir in deiner Vergangenheit an gewissen Stellen hilfreich.
Ich möchte dir aber auch den Raum öffnen, darüber nachzudenken, ob du sie behalten möchtest. Ob sie dir weiterhin hilfreich sind. Oder ob du dich vielleicht von den einen oder anderen Gefühlsreaktionen befreien möchtest. Vielleicht stellst du auch fest, dass das gar nicht „dein Gefühl“ ist sondern dass du nur gelernt hast, so zu fühlen. Vielleicht merkst du auch, dass manche Gefühle für dich „veraltet“ sind. Oder einfach, dass sie dir zu sehr weh tun und du sie damit nicht mehr fühlen möchtest.

Dann ist der Weg, dass du dir deiner Gedanken bewusst wirst. Du darfst in dich gehen und hören, was du denkst. Was für Automatismen anspringen. Wo diese Gedanken und Gefühle herkommen. Wann du sie das erste Mal gefühlt hast. Vieles liegt natürlich in unserer Kindheit. Herzlichen Glückwunsch, du hattest eine Kindheit und diese hat dir viele Glaubenssätze, Muster und Schmerzen eingesetzt.
Vielleicht musst du auch gar nicht mehr wissen wo es herkommt. Vielleicht reicht es aus festzustellen „oh, so fühle ich gerade. Ok, möchte ich das noch? Nein!“ Und dann darfst du dir aussuchen, wie du dich fühlen möchtest und das dann abrufen.

Ich möchte dir an dieser Stelle nur mitgeben, dass du dich freimachen darfst davon, dass dir Gefühle von anderen Personen gegeben werden und dass du ihnen schutzlos ausgesetzt bist. Denn das bist du nicht.
Du bist zu jedem Zeitpunkt in der Lage etwas zu verändern. Immer. Das Leben besteht aus Eigenverantwortung. Aus Entscheidungen. Auch darüber, ob wir es selbst in die Hand nehmen oder ob wir „ein Spielball im Außen“ sind.
Dabei ist es ein Prozess. Er ist nicht schnell sondern dauert. Er ist lang, bergig, manchmal ganz einfach und leichtfüßig, manchmal anstrengend und kräftezehrend. Wir laufen uns Blasen, haben Muskelkater und manchmal brauchen wir auch einfach eine Pause. Aber die Aussicht auf das Neue lohnt sich. Und wenn du Hilfe brauchst… dann melde dich gerne bei mir! Dann gehen wir den Weg zusammen!

Du darfst strahlen
deine Katharina Sophia 💜🌻

Schreibe einen Kommentar